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Ein Geschenk für Ostbelgien

Das Geschichtsbewusstsein: Ein Geschenk von Alfons Velz

22.11.2022
  • Labor
  • Ein Geschenk für Ostbelgien

Ich möchte zur 100-jährigen Zugehörigkeit zu Belgien folgendes Geschenk machen:

Der Hintergrund:

Nach den erdrückenden 50er und 60er Jahren,

  • die von Nachkriegssorgen, politischer Unsicherheit und Abstinenz geprägt waren
  • und wo anfangs Misstrauen, Vergeltungsdrang – ja Hass – denen entgegenschlug, welche die deutsche Kultur und Sprache als ihre eigene empfanden,
  • wo später aber auch erste Zeichen von Anerkennung und Reformwillen am Horizont auftauchten, war die Sendereihe „50 Jahre Geschichte der Ostkantone“ der BHF-Reporter Peter Thomas und Hubert Jenniges für mich eine Offenbarung.

War bis dahin mein Verhältnis zu meinem „Vaterland“ Belgien rein durch zufällig aufgeschnappte, meist emotional geprägte Gesprächsfetzen zwischen Erwachsenen aus meinem Umfeld geprägt gewesen, so eröffnete diese von den beiden Journalisten hervorragend recherchierte und dargestellte Zusammenfassung der ersten 50 Jahre unserer Zugehörigkeit zu Belgien mir als jungen Studenten endlich einen nüchternen Blick auf die Ereignisse der verflossenen 50 Jahre.

Damit eröffnete sie mir gleichzeitig eine Perspektive für mein Leben in einem zukünftigen Belgien. Fernab von jedem Minderwertigkeitsgefühl, unter dem ich als „sâle boche“ des öfteren gelitten hatte, sah ich ab jetzt hoffnungsvoll einem Zukunftsbild entgegen, das von dem Flamen Leo Tindemans und dem Südtiroler Silvio Magnago Anfang der 70er Jahre skizziert wurde: ein Bundesstaat Belgien, in dem unsere Identität als deutschstämmige Belgier akzeptiert, ja respektiert würde.

Heute, 50 Jahre später, blicke ich dankbar zurück

  • auf die Pionierarbeit dieser beiden Journalisten
  • und ihre Sendereihe
  • und das – durch letztere sicher auch angefachte – erfolgreiche Bemühen vieler Politiker aller Parteien um die Schaffung und den stetigen Ausbau unserer Autonomie in der zweiten Hälfte unserer Zugehörigkeit zu Belgien.

Diese Dankbarkeit kommt vor allem in der dritten Theaterszene zum Ausdruck, welche im Senat am 9. Januar 2020 aufgeführt wurde.

Alfons Velz,

Mürringen