5081220180612094515488
Ein Geschenk für Ostbelgien

Reiseerlaubnisschein: Ein Geschenk von Lothar Krämer

22.11.2022
  • Labor
  • Ein Geschenk für Ostbelgien

Mein Geschenk an Ostbelgien ist ein Reiseerlaubnisschein aus dem Jahre 1920.

Meine Großmutter Gertrud Klasen (1894-1969) stammte aus Bleialf. Zwischen dem heute belgischen Schönberg und dem deutschen Bleialf gab es viele Verbindungen. Lange Zeit hatte Bleialf zum kurtrierischen Amt Schönberg und Schönberg zur Pfarre Bleialf gehört. Verwandtschaftliche, gewerbliche, kirchliche und gesellschaftliche Beziehungen gab es zuhauf und als Schönberg 1920 belgisch wurde, bedeutete dies auch einen großen Einschnitt im Alltag der Menschen der beiden Nachbardörfer. Grenzübertretungen waren nur mehr über Genehmigungen erlaubt.

Mein Großvater Nikolaus Krämer (1886-1963) hatte „Traud“ schon vor der Grenzziehung kennengelernt und die Hochzeit war abgemacht. Jetzt aber wurde eine Einreisegenehmigung des „Haut commissariat des territoires réunis à la Belgique“ erforderlich. Dieser Reiseerlaubnisschein „ohne Rückkehr“ wurde meiner Großmutter am 27.5.1920 ausgestellt, damit sie in Schönberg heiraten und wohnen konnte. So fuhr sie also mit der Eisenbahn bis nach St. Vith, wo sie dann von ihrem Bräutigam abgeholt wurde. Bald wurde geheiratet, das Paar bekam 10 Kinder und viele ihrer Enkel und Urenkel leben heute noch in Schönberg. Hätten Oma und Opa sich auch kennengelernt, wenn es die Grenze schon früher gegeben hätte?

Bleialf und Schönberg sind geografisch gesehen noch immer Nachbardörfer. Aber die damalige Grenzziehung hatte zur Folge, dass die anfangs erwähnten vielfältigen Beziehungen noch heute eher spärlich sind.

Lothar Krämer

Schönberg