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Im Photoatelier

13.09.2022
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Eupen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Photoatelier Franken werden drei Männer vor einer Leinwand platziert. Sie spielen scheinbar Karten und trinken Wein. Es handelt sich um eine Inszenierung, die die Photographierten sich selbst ausgesucht haben, vom Photographen vorgeschlagen oder in gegenseitiger Absprache umgesetzt wurde. Das Bild gibt aber auch Aufschluss über die damalige Mode sowie über die Freizeitgestaltung. Es zeigt ebenfalls, welchen Zwängen und Traditionen die Betroffenen eventuell unterworfen waren.

Die Bildränder verraten unmittelbar, dass es sich hier um ein Glasplattennegativ handelt, das mit der sogenannten Nassplattentechnik entstanden ist. Diese wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwendet. Hierzu braucht der Fotograf, außer einer maßgeschnittenen Glasplatte und den dazugehörigen Chemikalien, eine Fachkamera und ein Stativ. Die Beleuchtungszeit ist relativ lang. Personen dürfen sich nicht bewegen, sonst sind sie auf dem Foto verschwommen. Dies erklärt, warum die drei Männer die Augen verschlossen oder halbwegs verschlossen haben. Auch erkennt man an den Händen leichte Bewegungen.

Abgesehen von diesen technischen Aspekten fällt auch das Erscheinungsbild der drei Männer auf. Sie tragen Anzüge, haben Rotweingläser vor sich stehen und spielen Karten. Offensichtlich gehören sie dem Bürgertum an. Dieses Photo soll einen Moment der Entspannung vermitteln.

Es fällt ebenfalls auf, dass keiner der dreien lächelt. Dies kann natürlich mit der Konzentration auf das Kartenspiel zu tun haben. Doch war Lächeln auf Photos vor den 1950er Jahren unüblich. Es galt auf Lichtbildern als nicht würdevoll.

Das romantische Hintergrundbild und die stilvollen Möbel entstammen aller Wahrscheinlichkeit nach dem Atelier des Photographen. Sie wurden wohl von ihm bereitgestellt.