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Spuren der Veränderung

Kunst auf dem Acker?

28.06.2022
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Das Frühjahr ist für die Eifeler Landwirte wieder die Zeit des Ackerns. Erst in den 1970er Jahren verschwand der Ackerbau in der belgischen Eifel als unrentabler Nebenerwerb fast vollständig. Seit rund zwanzig Jahren erlebt er eine Renaissance. Im Jahr 2015 wurden in den fünf Eifelgemeinden wieder auf 6,1 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Mais, Kartoffeln, Futterrüben und Getreide angebaut. Vor allem beim Mais sind die regionalen Unterschiede aber groß: In den Gemeinden Büllingen und Bütgenbach gibt es fast keinen nennenswerten Maisanabau, in Amel (2,5 Prozent), Sankt Vith (2,7 Prozent) und Burg Reuland (5 Prozent) hat der Mais hingegen einen festen Platz in der Bewirtschaftung gefunden. Nutznießer sind in der belgischen Eifel aber keineswegs die Biogasanlagen auf dem Hof Lenges in Recht (gebaut 1999) oder Dries Energy in Möderscheid (gebaut 2013). Der Mais aus der belgischen Eifel wird (fast) ausschließlich dem Vieh verfüttert.

Wer wissen will, warum sich der Maisanbau in der Eifel wieder lohnt, muss nur die Landschaft im Frühjahr mit offenen Augen betrachten. Schnell kommt dabei das Gefühl auf, sich auf der Spur des Verpackungskünstlers Christo zu befinden. Seit mehr als fünf Jahren werden vermehrt Ackerflächen für den Maisanbau ab April mit Folien verpackt. Vor allem im Sonnenlicht produzieren diese Abdeckungen beeindruckende Bilder.

Die Idee, Ackerflächen mit Folien abzudecken, wurde 1996 in Irland entwickelt. Noch vor der Jahrtausendwende verbreitete sich diese neue Herangehensweise recht schnell in Irland, England und Kanada. Seit 2008 experimentierten auch Niederländische, Deutsche und Belgische Landwirte mit diesem Verfahren. Die Folie ist auf Stärkebasis hergestellt und biologisch abbaubar. Sie zersetzt sich wie eine Bio-Tüte auf dem Feld. Um den Bestand unkrautfrei zu halten, wird gleichzeitig ein Vorauflaufherbizid, d. h. ein Unkrautvernichtungsmittel, ausgebracht.

Der versprochene Vorteil: Die Aussaat kann bis zu drei Wochen eher erfolgen. Die Bodentemperatur liegt unter der Folie etwa 5 °C höher, so dass schon nach wenigen Tagen die ersten grünen Maispflanzen zu sehen sind. Nach etwa sechs Wochen stoßen die Maispflanzen durch die Folie. Einige Tage später breiten sich die vorher aufgerollten Blätter aus. Der Vegetationsvorsprung wird nun auch optisch deutlich. In der Streckungsphase sind etwa 40 bis 50 cm Wachstumsvorsprung zu beobachten.

Durch dieses Verfahren können auch in ungünstigeren Lagen (wie der belgischen Eifel) ertragreichere Sorten angebaut werden. Ertrag und die Qualität können in der Regel um bis zu 20 Prozent gesteigert werden. Während die Folie umweltverträglich ist, sollte der zunehmende Maisanbau aber auch kritisch gesehen werden: Einerseits haben die Mais-Monokulturen negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt, andererseits benötigen sie auf den eher kargen Böden zwar weniger Gülle als Grünland, diese wird aber meist innerhalb eines nur sehr knappen Zeitfensters und dann häufig in zu hohem Maße ausgebracht.

Carlo Lejeune